Über die aktuelle Situation des Vereins und seiner Beratungsstelle sprachen die Vorsitzende des Fördervereins für das Frauen- und Kinderschutzhaus im Main-Tauber-Kreis, Gayle Lüdtke-Beemer, und die Beraterin Sandra Klingert mit der Bundestagsabgeordneten der Grünen, Charlotte Schneidewind-Hartnagel.
Klingert arbeitet 15 Stunden pro Woche in der vom Landkreis bezuschussten Beratungsstelle von Frauen helfen Frauen in Lauda. Sie berichtete, dass die Zahl der Beratungskontakte seit der Corona-Pandemie stark zugenommen habe, ebenso die Zahl der Platzverweise und Gewaltschutzanträge. Ob dies auf den Lockdown zurückzuführen ist, lasse sich nicht eindeutig feststellen, da alle beratenen Frauen berichteten, dass die Gewalt bereits zuvor existiert habe.
Schneidewind-Hartnagel kritisierte, „dass es keine bundeseinheitliche Finanzierung von Frauenhäusern gibt, was wir Grüne bereits seit Jahren fordern“. Nicht zuletzt deshalb gebe es auch zu wenige Plätze. „Der Europarat empfiehlt, einen Frauenhausplatz pro 7.500 Einwohner“. Das werde im Main-Tauber-Kreis bei weitem nicht erreicht.
Doch nicht nur die Anzahl der Frauenhausplätze ist ein Problem, sondern auch die Tatsache, dass Frauen in manchen Fällen die Kosten bzw. einen Teil der Kosten selbst tragen müssen. Somit kommt für die eine oder andere Frau, die einen Frauenhausplatz benötigt, diese Option nicht infrage.
Umso wichtiger ist, die gute Zusammenarbeit zwischen Polizei, Ordnungsämtern und Gerichten beizubehalten, damit von Gewalt betroffenen Frauen durch Wohnungsverweise, Rückkehr- und Annäherungsverbote und Schutzmaßnahmen nach dem Gewaltschutzgesetz, der größtmögliche Schutz geboten werden kann.
„Baden-Württemberg war das erste Bundesland, das den Platzverweis eingeführt hat“, berichtete MdB Schneidewind-Hartnagel nicht ohne Stolz. Er sei ein Beweis für innovative präventive Maßnahmen der Südwest-Polizei, die später von anderen Bundesländern übernommen worden ist. Besonders betroffen zeigte sich die Bundestagsabgeordnete von Gewalt gegen Kinder. In der Kinderkommission des Deutschen Bundestags, deren Vorsitzende Schneidewind-Hartnagel ist, berichteten Sachverständige, „dass ein Kind durchschnittlich 7 Erwachsene ansprechen muss, bis ihm einer glaubt“. Diese unhaltbare Situation könne nur durch eine bessere Ausstattung der Jugendämter und der Schulsozialarbeit verbessert werden.
Gayle Lüdtke-Beemer berichtete, dass der Verein Frauen helfen Frauen mit viel Öffentlichkeitsarbeit auf die Probleme hinweise. Zuletzt habe man Papiertaschentücher mit der Aufschrift „Wir haben die Nase voll“ und Hinweisen auf die Unterstützungsangebote bei Friseuren ausgelegt. In Arztpraxen lägen zudem Prospekte und Visitenkarten des Vereins aus. Gelitten habe diese ehrenamtliche Arbeit jedoch unter der Corona-Pandemie, unter der sie nur sehr eingeschränkt möglich war. Außerdem fehle dem Verein der dringend benötigte Nachwuchs.
Von Charlotte Schneidewind-Hartnagel nach ihren Wünschen an die Politik gefragt antwortete Sandra Klingert abschließend, sie wünsche sich „eine Regelung, dass der Aufenthalt in einem Frauenhaus für alle Frauen und Kinder kostenfrei wird“.